Eve Tarrs Schritte in ein neues Leben

Das fünfjährige blind geborene Mädchen aus Liberia macht bei seinen Pflegeeltern weiter Fortschritte in seiner Entwicklung.

EMMENDINGEN. Eve Tarr aus Liberia, die blind geboren wurde und aufgrund mehrerer Operationen im Universitäts-Augenklinik Freiburg wieder sehen kann, hat sich inzwischen gut bei ihren Emmendinger Pflegeeltern Ingrid Ochs-Gibson und Herbert Ochs eingelebt. Ihr Aufenthalt hier in Deutschland ist aufgrund der weiteren ärztlichen Behandlung notwendig.

Was vor zwei Jahren durch eine zufällige Begegnung von Ingrid Ochs-Gibson und Eve in der Augenklinik begann, hat jetzt das Leben des Ehepaars völlig verändert. Nachdem im vergangenen Jahr Eve und ihre Mutter Sarah wegen einer weiteren Operation einige Monate bei ihnen lebten, hat Herbert Ochs in Absprache mit der Mutter Eve im August erneut nach Deutschland geholt, da die notwendige medizinische und hygienische Versorgung des Kindes in Liberia nicht gewährleistet war (die BZ berichtete). Jetzt ist es Herbert Ochs gelungen, den Aufenthalt von Eve auf zwei Jahre zu verlängern. Die Verlängerung gelang problemlos, denn die regelmäßige Behandlung im Universitätsklinikum reichte als Begründung aus. Eve hat nun einen Aufenthaltstitel. Über diesen Status konnte Ochs die Pflege-Erlaubnis durch das Jugendamt erwirken, so dass das Ehepaar nun offiziell als Pflegeeltern anerkannt ist.

Eine weitere Erleichterung finanzieller Art war dadurch gegeben: Eve konnte nun in der Familienversicherung mitversichert werden. „Ich habe mir das alles selbst erarbeiten müssen“, sagte Herbert Ochs, der sich manchmal eine umfassendere Informationen seitens der Behörden gewünscht hätte. Wertvoll waren für ihn die Tipps, die er von Andreas Ruf vom Jugendamt erhalten hat. Auch Pfarrer Georg Metzger sowie Meinhard Schamotzki von der Diakonie halfen Herbert Ochs, der sich oft als Bittsteller fühlte. „Ich selbst habe in meinem Leben immer meine Steuern bezahlt und noch nie irgendwelche Unterstützung erhalten. Nun will ich einem armen Menschen helfen“, wunderte sich Ochs über manch ablehnende Haltung, die ihm entgegenschlug.

Eve besucht mit Begeisterung den Kindergarten Unterstadt und wird von der Sehbehindertenschule in Waldkirch betreut. Vor allem Tanzen sowie Singen haben es der lebenslustigen Fünfjährigen angetan, die inzwischen altersgerecht perfekt deutsch spricht und einen höchst aufgeweckten Eindruck macht.

Kaum vorstellbar, dass sie die ersten drei Lebensjahre blind, meist auf dem Rücken ihrer Mutter angeklammert, verbrachte. Nach einer Hornhauttransplantation in der Freiburger Universitäts-Augenklinik unter der Leitung des geschäftsführenden ärztlichen Direktors Thomas Reinhard konnte Eve im Alter von drei Jahren sehen und gehen lernen. Im November operierte Sektionsleiter Wolf Lagrèze Eve erneut und entfernte ihr die Linse im linken Auge. Bei ihrem letzten Aufenthalt in der Klinik wurde Eve während einer Vorlesung von Thomas Reinhard den Studenten vorgestellt und ihr Fall erörtert. Denn es gibt weltweit nur wenige Kliniken, die Eve hätten helfen können. „Das war eine sehr emotionale Sache“, bedankte sich Reinhard anschließend bei Ingrid Ochs-Gibson, die Eve zur Vorlesung begleitete. Die Kosten für die medizinische Versorgung des liberianischen Mädchens übernimmt der Verein der Freunde der Augenklinik Freiburg, während die Lebenshaltungskosten vom Ehepaar Ochs getragen werden.

Quelle: Eve Tarrs Schritte in ein neues Leben – Emmendingen – Badische Zeitung (badische-zeitung.de)

Text / Foto: Christiane Franz